15.4.2024 – Tag 192

Auf Facebook gibt es hier die aktuelle Berichterstattung und Diskussionen zu diesem Tag.

Israel

In Israel steht derzeit alles im Zeichen der Frage: Wie soll Israel auf den iranischen Angriff reagieren?

Die Einen stimmen der allgemeinen Meinung der westlichen Politiker zu und meinen, wir sollten uns zurückhalten. Der Iran habe seine Lektion gelernt, sagen sie, und wir sollten die vertiefte militärische Zusammenarbeit mit westlichen Staaten, allen voran den USA und GB, aber auch mit jenen arabischen Staaten, die uns unterstützt haben (z.B. Jordanien), jetzt nicht gefährden.

Hier argumentiert Dr. Menahem Merhavy, ein Iran-Experte, für diese Sichtweise und hier Dr. Chuck Freilich, ein ehemaliges Mitglied des Stabs der Sicherheitsberater (INSS). Es ist dies auch die Haltung des US-Präsidenten Joe Biden.

Andere sehen das anders. Sie sind der Meinung, Iran müsse jetzt so hart getroffen werden, dass er nie wieder auf die Idee kommen werde, uns derart anzugreifen.

In diesem Artikel ist ein Interview mit unserem vormaligen Premierminister Naftali Bennett zu dieser Frage verlinkt. Er meint, Israel müsse so reagieren, wie die USA nach einem derartigen Angriff auch reagieren würden. Dass die rechts ausgerichteten Parteien unserer Regierung das ebenfalls so sehen, dürfte ohnehin klar sein.

Einen eher undurchsichtigen Kurs fährt Benny Gantz: Er behauptet, im Kriegskabinett für einen schnellen und harten Angriff auf Iran plädiert zu haben, doch dies wird von anderen Mitgliedern des Kabinetts bestritten.

Das Kriegskabinett ist für 3 Stunden zusammengesessen, doch es sind keine Entscheide publiziert worden. Man sei sich nicht einig geworden, heisst es offiziell. Doch es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass so etwas im Vorfeld veröffentlicht wird.


Meiner Meinung nach wird das wesentlich vom Entscheid des UNSC zu Iran abhängen: Wenn dieser jetzt harte Sanktionen gegen den Iran beschliesst, Sanktionen, die ihn hart treffen und eventuell gar das Mullah-Regime stürzen könnten, dann kann Israel sich Zurückhaltung erlauben. Doch wenn dies nicht geschieht, wovon ich eher ausgehe, dann wird Israel reagieren müssen. Dies nach folgender Überlegung:

Zwar stimmt es, dass der Iran eine Lektion erhalten hat. Er hat Israel mit 10% seiner Feuerkraft konzentriert angegriffen und gesehen, dass er uns damit kaum schaden kann. Allerdings haben uns ausländische Kräfte (allen voran die USA, GB und Jordanien) dabei geholfen und ob wir alleine dazu imstande gewesen wären, ist eher fraglich.

Daraus kann der Iran den Schluss ziehen, dass er uns sehr wohl vernichten kann, wenn er uns mit 20% oder 30% seiner Feuerkraft attackiert. Den „zionistischen Feind“ zu vernichten ist, wie er seit Jahren immer wieder publiziert, des Irans mittelfristiges Ziel. Zudem steht er kurz vor der Entwicklung einer A-Bombe.

Meine Meinung deckt sich mit derjenigen der rechten israelischen Parteien: Um dies zu verhindern, muss jetzt reagiert werden.


Der Südkorrespondent von News 13, Almog Booker, schrieb dazu:

„Wenn wir im Iran nicht reagieren, werden wir genau das erhalten, was wir am 7. Oktober aus Gaza erhalten haben. Unsere Reaktion sollte keine zaghafte Antwort sein, sondern eine Antwort, die die Iraner nie wieder vergessen werden. Danach werden sich Nasrallah und Hisbollah eine Million Mal fragen, bevor sie daran denken, einen Krieg zu beginnen.“

„Es sollte eine kraftvolle Reaktion sein, eine, die die ganze Welt daran erinnern wird, warum die IDF als die stärkste Armee im Nahen Osten gilt. Vor und nach dem 7. Oktober.“


Es wird geschätzt, dass uns die Kosten der Luftverteidigung gestern rund 4 Milliarden ILS (ca 1 Mia EUR) gekostet haben.


Hier ein ungewöhnliches Ereignis, das auf einen wichtigen Entscheid hindeutet: Gideon Sa’ar wurde heute Abend zu einem Sicherheitsupdate-Treffen in Kirya in Tel Aviv einberufen. Auch Lieberman wurde einberufen. Beide diese Politiker gehören der Opposition an und stehen für eine harte Linie gegenüber dem Iran (und dem palästinensischen Terrorismus) ein. Ein Termin für diese erweiterte Sitzung steht jedoch noch nicht fest.


Eine weitere Meinung dazu aus den sozialen Medien:

„Unabhängig davon, wie die aktuelle Kampagne endet, stellt allein die Tatsache, dass wir eine Situation erreicht haben, in der jede Woche 9 Millionen Menschen mit existenziellen Ängsten zu Bett gehen, ein völliges Versagen des Kriegskabinetts dar. Dafür verantwortlich sind Gantz, Eisenkot, Gallant und Netanyahu und im Moment ist die Situation gelinde gesagt nicht gut.“

Die Stimme gibt also vor allem den linken Kräften im Kriegskabinett die Schuld. Netanjahu hat dieses Kabinett um die Kräfte der Opposition erweitert und sei daher mitschuldig.

Dass dieses Kriegskabinett zu viel Macht an sich gerissen habe und politische Entscheide der Regierung, die im Sicherheitskabinett vertreten ist, ignoriere, wurde schon mehrmals kritisiert.


Israel wolle nach dem beispiellosen iranischen Angriff eine Botschaft an den Iran senden, jedoch keine Opfer verursachen, sagte ein israelischer Beamter der Washington Post. Laut dem Beamten forderte Netanyahu die IDF auf, eine Reihe von Zielen im Iran vorzubereiten. „Alle sind sich einig, dass Israel reagieren muss“, sagte der Beamte „die Frage ist bloss wie und wann.“

Der Kanal 13 berichtet, die Luftwaffe habe seine Vorbereitungen für einen Angriff auf den Iran abgeschlossen.


Insgesamt haben 4 Raketen die militärische Basis Nevatim getroffen, jedoch ohne ernsthaften Schaden verursacht zu haben. Dieses Video zeigt den schwersten Schaden, der dort angerichtet wurde.

Berichte über die Beschädigung eines Militärtransportflugzeugs werden dementiert.


Ein Zitat aus der Facebook-Seite des Vorsitzenden des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten und Sicherheit, MK Yuli Edelstein: „Rafah – jetzt!“

„In einer Interviewrunde mit ausländischen Medien habe ich unmissverständlich klargestellt: Wir müssen den Staat Israel schützen, wir müssen den Terrorismus beseitigen und wir müssen die entführten Menschen nach Hause zurückbringen. Alle diese Ziele laufen an einem zentralen Ort zusammen. Rafah – jetzt!“


Verteidigungsminister Yoav Galant führte heute Abend eine Diskussion über die Vorbereitung notwendiger ziviler Operationen zur Vorbereitung des Bodeneinmarsches der IDF-Truppen in Rafah.

Während der Diskussion unter Beteiligung des Generaldirektors des Verteidigungsministeriums, Generalmajor (aD) Eyal Zamir, und des Chefs des Verteidigungsstabs, General Rasan Alian, betonte er, dass Vorbereitungen für eine Reihe von Massnahmen bezüglich der Evakuierung von Zivilisten und den Ausbau von Strassen für die Lieferung von Nahrungsmitteln und medizinischer Ausrüstung in den Gazastreifen getroffen werden müssen.

Yesha

Mindestens 15 Palästinenser versuchten, einen jüdischen Hirten in der Nähe von Jacksons Farm in Gitti Junction zu lynchen.

Zwei dieser Angreifer wurden eliminiert.

Gaza

Es wird die Meldung verbreitet, Netanjahu habe die Operation in Rafah verschoben, doch diese Meldung wird schon bald dementiert: Die kürzlich erfolgte Zurückweisung des letzten Verhandlungsangebots durch die Hamas spreche für einen früheren Einmarsch in Rafah. Die Tatsache, dass jetzt zwei zusätzliche Divisionen nach Gaza verschoben worden sind, sprechen eher für letzteres.


Dies ist die Antwort der Hamas auf das letzte israelische Angebot: Ein weiterer Forderungskatalog. Der katarische Sender Al Jazeera hat die Einzelheiten heute Abend veröffentlicht:

  1. Die Hamas hält erneut an einem Waffenstillstand fest, der drei Phasen umfassen wird – jede Phase wird 42 Tage dauern.
  2. Die Hamas erklärt, dass bereits in der ersten Phase eine Bewegung der IDF-Truppen zur Grenzlinie entlang des Gazastreifens organisiert werden müsse.
  3. Die Hamas fordert die Rückkehr der Gaza-Bewohner in den nördlichen Gazastreifen sowie Bewegungsfreiheit im gesamten nördlichen Gebiet.
  4. Die Hamas erklärt, dass in der zweiten Phase ein dauerhafter Waffenstillstand erklärt werde, bevor ein Gefangenenabkommen abgeschlossen werde.
  5. Die Hamas fordert in der zweiten Phase den vollständigen Abzug der IDF-Truppen aus dem Gazastreifen.
  6. Die Hamas schlägt vor, dass für jeden Entführten, der als Zivilist definiert wird, 30 Terroristen aus israelischen Gefängnissen freigelassen werden.
  7. Die Hamas fordert, dass für jede aus der Gefangenschaft entlassene Soldatin 50 Terroristen freigelassen würden, darunter 30 Terroristen, die lebenslange Haftstrafen verbüssen.
  8. Die Hamas forderte die Aufhebung der Beschränkungen, die den Sicherheitsgefangenen in israelischen Gefängnissen seit dem 10. Juli auferlegt wurden.
  9. Die Hamas fordert, dass die dritte Stufe eine Verpflichtung zur „Beendigung der Belagerung“ und zum Beginn des Wiederaufbaus des Gazastreifens beinhalten muss.

Die Hamas ist also nach wie vor nicht an einem Abkommen interessiert, denn diese Forderungen sind absolut unrealistisch. Sie fordert einen Zustand, der für sie sogar noch besser ist als vor dem 7. Oktober (als ja auch ein Waffenstillstand in Kraft war). Solche Forderungen kann der Sieger eines Krieges stellen, nicht jedoch der Verlierer.

Libanon

Die Angriffe aus Libanon auf Israels Norden und die Gegenangriffe der IDF auf militärische Einrichtungen der Hizbollah (und der Hamas) gehen unvermittelt weiter.

  • Kampfjets griffen kürzlich Militärgebäude der Hisbollah in den Gebieten Merkaba und Majdal Joun im Südlibanon an.
  • Heute früh führten die israelischen Streitkräfte Artilleriefeuer aus, um eine Bedrohung in den Gebieten Jebel Balt und Al Hamra abzuwenden.
  • Nach den Alarmen, die im Gebiet von Hanita ausgelöst wurden, wurden etwa fünf Raketenabschüsse identifiziert, die jedoch alle in offenem Gelände abstürzten. Es gab keine Opfer. IDF-Streitkräfte griffen den Abschussort an.

Iran

Die USA sagen, rund die Hälfte der iranischen Raketen habe versagt. Die Raketen haben entweder gar nicht gezündet, oder seien abgestürzt, bevor sie ihr Ziel erreichten.


Iranische Juden fallen Israel in den Rücken. Homayoun Sameh spricht auch nicht vom jüdischen Staat Israel, sondern vom „zionistischen Regime“.


Das iranische Aussenministerium bestätigt erneut: „Iran versucht nicht, Spannungen zu erzeugen, aber es wird mit grösserer Kraft und Entschlossenheit auf jeden Angriff und jede Verletzung seiner roten Linien reagieren.“


Eine Quelle des iranischen Militärs droht Jordanien: „Bei jeder israelischen Reaktion und Öffnung des jordanischen Luftraums [für die IAF] werden wir zuerst gegen Jordanien reagieren, bevor wir gegen Israel reagieren.“


Wer eine Vorstellung der iranischen Raketen haben möchte: dieses Foto verhilft dazu.


In Ermangelung echter Erfolgsmeldungen nehmen iranische Fake News absurde Ausmasse an! Nun behaupten sie, dass auf dem Militärstützpunkt Nevatim in der Negev mindestens 44 Mossad-Agenten getötet worden seien.


Teile iranischer Überweisungen an die Hamas wurden publik.

International

An der heutigen Sitzung des UNSC fordert der israelische Botschafter Gilan Erdan harte Beschlüsse gegen den Iran, er war damit jedoch wenig erfolgreich.


top